Hardangervidda

Die Hardangervidda im Südwesten Norwegens ist mit ca 8000 m² die größte Hochebene Europas. Das gesamte Gebiet liegt oberhalb der Baumgrenze und ist geprägt von Fels, Schnee und Wind. Einmal durch, von Süd nach Nord habe ich den Hardangervidda-Nationalpark in 5 Tagen durchquert.

Mein ursprünglicher Plan, das Auto in Finse abszustellen endete aprupt vor einer Straßensperre - der Ort liegt so abgeschieden, dass es nur per Rad oder via Zug erreichbar ist. Trotz beharlichem Wiedersprechen meines Navigationsgeräts machte ich auf der mehr einem Feldweg gleichenden Zufahrt kehrt und Parkte in Haugastøl. Per Anhalter galt es nun die 206km lange Strecke nach Haukeliseter zurück zu fahren um sie anschließend zu Fuß durch den Park zurückzulaufen. Trotz Vorwarnung und einigen argwöhnischen Anmerkungen gelangte ich ohne lange lange Pausen innerhalb von 7 Stunden zur Fjellstue. Während des mittlerweile einsetzenden Regens stellte ich etwas abseits der Hütten mein Zelt auf und schlief nach einem kurzen Stoßgebet an den norwegischen Wettergott schon bald darauf ein.

Pünktlich um 7 wurde ich von meiner neuen Wanderbekanntschaft geweckt - ich war noch etwas gerädert von der langern Fahrt und das klamme Innenleben des Zelts trug auch seinen Teil dazu bei, jetzt schon aufstehen? Nach dem dritten Klingeln schälte ich mich aus meinem Schlafsack und begrüßte die drei wolligen Frühaufsteher im Nieselregen. Das Wetter klarte im Verlauf des Vormittags auf und gleich zu Beginn gab es einige Höhenmeter zu überwinden. Schon nach wenigen Stunden stapfte ich durch erste Schneefelder und bekam einen ersten Eindruck der enormen Weite. Trotz das die Hardangervidda wohl eines der bekanntesten Wandergebiete Norwegens ist, traf ich bedeutend wenig Leute. An meinem ersten Etappenziel [Hellevassbu] angekommen, entschied ich mich auf Grund des guten Wetters und der angemeldeten Regentage auch noch ein Stück der zweiten Etappe auf mich zu nehmen. Die Landschaft dort oben ist wunderschön, kein Laut ist zu vernehmen und bei klarer Sicht tauchen in der Ferne schneebedeckte Gipfel auf. Insgesamt wurden es zum Schluss ganze 40km die ich in den 13h des ersten Tages ungeplant zurück legte. In Litlos empfing mich eine warme Stube und Gitarrenklänge - Was will man mehr nach einem anstrengenden Tag..

Am nächsten Morgen bekam ich die Auswirkungen vom Vortag zu spüren. Die Füße taten weh, meine Hüfte war vom Hüftgurt etwas mitgenommen worden und der Rücken beklagte sich über den schweren Rucksack. So ging es in gemächlichem Tempo bei herrlichem Wetter weiter gen Norden. Die Landschaft blieb weitestgehend unverändert, ein ständiger Wechsel von Fels, Wasser und Schnee. Zu meiner Ettäuschung führte der Weg zum Ende hin durch eine riesige Sumpflandschaft auf Grund derer sichkurz vor Erreichen von Sandhaug sich auch noch Mücken zum Ersten Mal dazu gesellten, was schließlich in einer wahren Plage ausartete. Ich wollte unbedingt die Tagesetappen schaffen, einen ebenen und vorallem trockenen Platz für das Zelt zu finden wäre sowieso unmöglich geworden.  Mit zwei deutschen die ich am Vortag kennen gelernt hatte verarbeitete ich die Strapazen der heutigen Tour, tauschte Soventol aus und verbrachte einen gemütlichen Abend in der Berghütte.

Das Wetter blieb unerwartet gut und nach anfänglichen Flüchen über einige Anstiege entpuppte sich mein dritter Tag hier oben als wahrer Glücksmoment. Die Landschaft weitete sich urplötzlich und ich gelangte in ein riesiges Talkessel. Die Kilometer flogen wahrlich auf der flache Ebene dahin während in der Ferne riesige Hardangerjøkül auftauchte, Norwegensgrößter Gletscher. Wie jeden Tag blieb leider auch heute nicht die Ernüchterung aus - am Ende des Pfads erreicht sollte es auf einer geteerten Straße 30 km weiter zum Gletscher gehen – ein großes Übel nach dem angenehmen Untergrund des huetigen Tages. Ich versuche mein Tramperglück erneut und schon beim drtitten Versuch wurde ich erlöst. Eine nette Norwegerin nimmt sich meiner an und bringt mich zum nächsten Ausgangspunkt in Dyranut. Sie ist in dieser Gegend aufgewachsen und verbringt jede freie Minute in einer kleinen Hütte abseits alles Zivilisation, ein wahrer Traum!
Kurz nach Ankunft setzt zum Ersten Mal richtig strömender Regen ein, komplett durchnässt stampfe ich durch den Morast und sinkte fast knietief im Schlamm ein. Zur Stärkung und um Gewicht zu verlieren, esse ich am Abend erstmal eine doppelte Ration .

Die letzte Etappe war die schwerste. Das Gelände wird zum Gletscher hin immer Hügeliger, vorallem der Anstieg hoch zum Pass hat mich durch den nassen untergrund und die Durchweichten Stiefel ziemlich zugesetzt. Der Pfad zieht sich scheinbar endlos entlang des Gletschers über den rutschigen Fels. Finse will einfach nicht in Sicht kommen. In den tropfenden Klamotten macht das ganze keinen richtigen Spaß mehr und an Bilder machen ist nicht mehr zu denken. Irgendwann spät Abends nehme ich den zu mienem Glück noch kommenden letzten Zug zurück von der höchstgelegensten Bahnstation Norweges nach Haugastøl.  Ich bin heil froh als ich schließlich um halb 3 das Auto erreiche! Am nächsten Tag wurden erstmal frische Brötchen als Belohnung eingekauft, da vergisst man die erlebten Strapazen wieder schnell.